Höher – schneller – besser – weiter…
Es gibt immer mehr Blutzuckermessgeräte, CGM (Dexcom / Eversense / Enlite) und FGM Systeme (Freestyle Libre), aber auch selbstgebaute Lösungen von Startups oder aus der Community – da ist es nicht verwunderlich den Überblick zu verlieren. Obwohl ich mich viel mit neuen Technologien auseinandersetze und sie teste, weiß ich oft nicht was davon eigentlich zu meiner Therapie passt. Dazu kommt, dass sie nicht immer ganz günstig ist oder aufwändig über eine Krankenkasse erstattet werden muss. Hat man sich für ein System entschieden kann es durchaus sein, dass die noch so tolle Technologie einfach nicht ins Leben passt.
Was sind die Gründe für etwas Neues?
Vor allem in den letzten drei Jahren gab es viel Bewegung auf dem Diabetes-Markt was das Thema CGM und die künstliche Bauchspeicheldrüse angeht. Mein Zucker war nicht gut eingestellt und ein schlechtes Gewissen plagte mich immer häufiger. Besonders in schwierigen Lebenszeiten ist der Zucker eine zusätzliche Belastung für mich. Da kommt schnell Hoffnung auf, dass ,Neu‘ immer besser ist und ein CGM oder andere Neuheiten alle Probleme aus der Welt schaffen. Ich kann vorwegnehmen, so wird es nur selten sein.
,Neu‘ heißt auch – intensiv mit der Technologie und der Krankheit auseinandersetzen, Schulungen besuchen, lernen. Wenn man dafür bereit ist – toll. Wenn nicht wird die persönliche Belastung immer größer. Vielleicht hat man gerade Probleme in der Beziehung, im Job, mit den Kindern, den Eltern oder noch andere Krankheiten. Dann kann ,Neu‘ auch Unsicherheit und eine weitere Belastung bedeuten, die den Zucker sogar noch weiter verschlechtert – wie eine Spirale nach unten.
Es kann aber auch einfachere Gründe geben. Das derzeitige Messgerät ist vielleicht defekt, eine Anzeige wirbt mit neuen Funktionen, es gibt Probleme mit Hautreizungen, kaputten Fingerkuppen oder es ist gerade die Zeit gekommen seine Gesundheit auf den Prüfstand zu stellen und etwas anderes auszuprobieren. Sollte alles gut laufen ist mein Tipp „never change the running system / wechsle nie das laufende System“.
Mein Diabetes Setup
Meine aktuelle ‚Basisausstattung‘ besteht aus dem Freestyle Libre zusammen mit dem iPhone 8 und der Libre Link App, der Accu Chek Insight Insulin Pumpe und dem Accu Chek Guide. Damit komme ich wunderbar durch den Alltag. Doch hin und wieder läuft es bei mir einfach nicht rund. Ich bin gestresst, mache „unerwartet“ Sport oder habe Probleme mit nächtlichen Unterzuckerungen. In diesen Fällen reicht mir die ‚Basisausstattung‘ nicht. Ich brauche mehr Kontrolle.
Deshalb habe ich mir das Ambrosia System Blucon zugelegt (Änderung: Jetzt nutze ich den MiaoMiao Reader). Eine Lösung, welche auf das Libre gesetzt wird und die Werte alle fünf Minuten ausließt, per Bluetooth an mein iPhone 8 sendet und von dort an meine Apple Watch. Dadurch habe ich mehr Überblick und sogar Alarme. Ich kann zum Beispiel tagsüber nur das Libre mit dem iPhone nutzen und nachts das Flash Glucose Monitoring in ein Continuous Glucose Monitoring wandeln um im Falle einer Unterzuckerung geweckt zu werden. Eine andere Möglichkeit ist es den Adapter nur beim Sport zu tragen, um die Werte auf der Apple Watch beim Laufen zu beobachten. Leider hält der Adapter nicht von alleine auf dem Freestlye Libre, daher habe ich ein Silicon Ring gebaut, welcher beides zusammenhält. Wenn du auch so einen Silicon Ring haben möchtest schau in dieses Tutorial.
Auswertung und weitere Vorteile des Freestyle Libre
Ich nutze im Nachgang die Auswertungsmöglichkeiten der Libre App, von DiaSend oder SmartPix, um meine Blutzuckerwerte zu analysieren und die Fehler in meiner Therapie zu finden. Sollte ich selber nicht fündig werden, kontaktiere ich meinen Arzt. Manchmal hilft es auch in der Online Community um Hilfe zu bitten. Eine Faustregel gilt jedoch bei all meinen Therapieveränderungen – kleine Schritte. Sollte ich zwei oder mehrere Parameter verändern, weiß ich am Ende des Tages nicht welche Variable davon entscheidend war.
Wenn ich mich sehr sicher in meiner Therapie fühle, wage ich es in seltenen Fällen ganz auf das Freestyle Libre zu verzichten und nutze nur mein aktuelles Teststreifen Messgerät. Das schult mein Gespür für die Zeichen meines Körpers und macht mich unabhängiger von der Technologie. Außerdem verschafft es meinem Körper eine Pause von den zum Teil lästigen Pflaster- und Kleberesten, welche meine Haut sehr belasten. Das Gefühl den Sensor zu entfernen und frei von Plastik zu sein ist besonders im Sommer sehr wertvoll für mich. Verzichten möchte ich allerdings nicht mehr auf ein CGM System.
Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist die spielend leichte Integration in Nightscout und andere Apps aus der Community. Als leidenschaftlicher Maker, Hacker, Bastler tüftel ich gerne an neuen Ideen und Lösungen um die Krankheit noch einfacher in den Alltag zu integrieren.
Welches Problem möchte ich lösen?
Die Lösung für sich muss jeder selbst finden. Ich habe zuvor bereits das Eversense System, das Dexcom G4 und G5 genutzt. Damit war ich auch zufrieden, habe aber nicht die Flexibilität gehabt die ich jetzt empfinde. Mit dem Dexcom G6, der nächsten Version des Eversense Sensors oder, oder, oder… kann sich dies vielleicht ändern. Doch wie schon gesagt: Ein neues System ist erst einmal mit Aufwand verbunden. Wenn der Bedarf oder der Wille groß ist, kann der ein oder andere Sensor vielleicht selbst bezahlt werden um herauszufinden ob es überhaupt zu seinem Lebensstil passt.
Es gibt aber auch immer wieder Aktionen von den Herstellern oder unentgeltliche Tests. Trage Dich in meinen Newsletter, wenn Du dich für solche Aktionen interessierst. Ich werde darüber berichten. Bevor Du jedoch an ein neues Produkt denkst solltest Du dich fragen, was läuft gerade nicht so gut, habe ich die Zeit, beziehungsweise kann ich mir die Zeit nehmen um mich intensiv mit neuen Therapieformen zu beschäftigen oder gibt es sogar einen Weg den Zucker ohne Technologie zu verbessern. Denn Zeit wird in jedem Fall benötigt. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen – es lohnt sich Zeit und Geld in seinen Diabetes zu stecken. Besser später als nie!
Wie sieht Dein Diabetes Setup aus? Bist Du zufrieden?